Carola Moosbach

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Für unsere Zeit sind barocke Texte ja oft nur sehr schwer zu verstehen. Carola Moosbach hilft uns dabei, indem sie den alten Inhalten einen neuen Ausdruck verleiht.

Georg Christoph Biller, Die Jungs vom hohen C.
Erinnerungen eines Thomaskantors.
Mitteldeutscher Verlag, Halle 2017
, S. 124

Umschlag
Strube Verlag München 2012
Gebundene Ausgabe mit Zeichenband
227 Seiten, 24 €
ISBN 978-3-89912-166-7


Obwohl ich in den letzten fünf Jahren fast täglich eine Bach-Kantate gehört habe, sind sie mir bisher nicht langweilig geworden. Je mehr ich in den barocken Klangkosmos Bachs eintauche, desto mehr bin ich fasziniert von dem schier endlos scheinenden Einfallsreichtum des Komponisten. Zu Beginn meiner Unternehmung ging es mir einfach nur darum, die fast 200 Kantaten endlich einmal besser kennen zu lernen. Nach Möglichkeit dem Kirchenjahr folgend, habe ich mir daher Woche für Woche eine andere Kantate vorgenommen und mich mit ihrer Musik, ihrem Text beschäftigt. Je mehr ich vor allem mit den Texten ins Gespräch kam, sie drehte und wendete, sie befragte und auf Vertrautes abklopfte, je mehr ich ihnen widersprach oder auch zustimmte, je hartnäckiger ich nach ihren Ein- und Ausgängen suchte, desto ergreifender wurde für mich auch das Erlebnis ihrer Vertonung. Irgendwann entstand daraus das Bedürfnis, eine Antwort auf das zu finden und zu geben, was ich in diesen Werken höre. Die Kantaten in wissenschaftlichen Kategorien zu beschreiben und zu analysieren, dazu fehlen mir Kenntnis und sprachliche Mittel. So sehr ich mich auch für die Analyse von Bachs musikalischer Rhetorik und kontrapunktischem Stil interessiere und mich lesend und hörend um sie bemühe: Ich bin keine Musikwissenschaftlerin. Ich bin auch keine Theologin, wenngleich ich es höchst aufschlussreich und spannend finde, den biblischen und theologischen Wurzeln der Libretti bis in ihre Verästelungen hinein nachzugehen.

Wenn ich aber keine Musikwissenschaftlerin bin und auch keine Theologin, was berechtigt mich dazu, die Kantaten – in welcher Weise auch immer – zu kommentieren? Womöglich nichts. Vielleicht aber dies: Ich bin eine Dichterin mit einer Vorliebe für religiöse Lyrik, die durch Bachs Kantaten über Jahre hinweg angesprochen, herausgefordert und schließlich zu Eigenem inspiriert wurde. Dieses Eigene kann in meinem Fall nur ein Gedicht sein, das ich als poetischen Kommentar den Kantaten an die Seite stelle. Wie jeder andere Kommentar will mein Gedicht dabei sowohl das Vorgefundene erläutern und auslegen, als auch eine persönliche Reflexion und Stellungnahme einbringen. Es geht mir dabei nicht darum, die Texte der Kantaten zu ersetzen oder umzuschreiben. Meine Absicht ist vielmehr, einen Widerhall zu Bachs Kantaten zu formulieren, eine zusätzliche Stimme, die mal harmonisch mitschwingt, mal als Variation, mal als freie Phantasie daherkommt, mal aber auch als deutlich vernehmbarer Kontrapunkt zur Gegenstimme wird. Diese antwortende Stimme wird vielleicht und hoffentlich den Text der ein oder anderen Kantate erhellen, sie will manche in ihm verborgene Tiefe ausloten, aber auch den Abstand vermessen, der uns von diesen Werken trennt. Zwar wird diese zusätzliche Stimme eine lyrische und nicht eine musikalische sein, dennoch will sie beides reflektieren, Text und Musik – womöglich der kühnste, am meisten meinen Wagemut fordernde Aspekt des gesamten Unternehmens. Immerhin: Auch Wörter klingen und tönen, auch der Poesie ist Rhythmus und Melodie eigen, auch Sprache kann tänzerisch, hymnisch oder ganz einfach bewegt sein.

Aus dem Vorwort von "Bereitet die Wege".

Vorwort gesprochen von Carola Moosbach (10 Min., mp3, 10 MB) nach oben

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